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Workshop
Befunde
BECKENBODENTHERAPIEBALL
FASZIEN IMAGINATION
NEOBLASE /
orthotope Darm-ersatzblase
PT: PRÄ- UND POST-OPERATIV
Abb.: © Das Tanzberger-Konzept e.V.
WAS IST EINE NEOBLASE?
Genau genommen wird keine neue Harnblase, sondern ein Ersatzspeicherorgan eingesetzt.
Es kann außer der Speicherung keine weiteren Funktionen des ursprünglichen Blasengewebes übernehmen.
Folgende Bezeichnungen treffen zu:
WANN MUSS EINE HARNBLASE ERSETZT WERDEN?
Wenn die Funktion der Harnblase als Urinspeicher aufgehoben ist (siehe Hintergrundinformation 1).
Ursachen:
HINTERGRUNdinformatioN 1
ZYSTEKTOMIE
= Entfernung der Harnblase
RADIKALE ZYSTEKTOMIE
Neben der Harnblase werden folgende, angrenzende Organe mitentfernt :
Nach einer Zystektomie muss operativ ein neuer Weg für den Harnabfluss geschaffen werden.
WIE UND WORAUS WIRD
operativ EINE orthoToPe DarmErsatzblase
GEBILDET?
Abbildungen: © Das Tanzberger-Konzept e.V.
Ein 40-70 cm langes Stück des eigenen Dünndarms wird ausgeschaltet.
Mithilfe verschiedener Schnitttechniken wird aus dem Darmanteil eine Platte gebildet.
Diese wird in eine W- oder U- oder N-Form gebracht und an den Außenrändern so vernäht, dass ein kugelähnlicher Hohlkörper entsteht.
Kranial wird der Hohlkörper mit den beiden Harnleitern verbunden, kaudal mit der proximalen Harnröhre oberhalb des externen Schließmuskels.
Z I E L
ist die Herstellung eines Ersatzspeicherorgans mit einem Fassungsvermögen, das dem einer physiologischen Blase nahekommt.
WAS UNTERSCHEIDET DIE ORTHOTOPE DARMERSATZBLASE VON EINER PHYSIOLOGISCHEN HARNBLASE?
Die Wände bestehen aus Dünndarmgewebe. Folgende Funktionen einer natürlichen Harnblase fehlen:
Eigenschaften
AUSWIRKUNGEN
Mangelnde Fähigkeit sich während der Blasenfüllung zu dehnen
Verringerte Speicherkapazität
Mangelnde Fähigkeit sich während der Blasenfüllung zu dehnen
Verringerte Speicherkapazität
Fehlende Detrusormuskulatur
Keine Kontraktions- und Austreibungsfähigkeit für die Blasenentleerung
Fehlende Detrusormuskulatur
Keine Kontraktions- und Austreibungsfähigkeit für die Blasenentleerung
Keine neuronale, afferente Informationsweiterleitung
Annullierte Information ans ZNS über den Zustand der Blasenfüllung, der Zusammensetzung des Urins oder die Qualität des Harndrangs.
Keine neuronale, afferente Informationsweiterleitung
Annullierte Information ans ZNS über den Zustand der Blasenfüllung, der Zusammensetzung des Urins oder über die Qualität des Harndrangs.
Verlust des internen, urethralen Sphinkters
Urinspeicherung erfolgt ausschließlich über den externen, urethralen Sphinkters
Verlust des internen, urethralen Sphinkters
Urinspeicherung erfolgt ausschließlich über den externen, urethralen Sphinkters
unterschiede einer ORTHOTOPEN DARMERSATZBLASE ZU anderen Formen der operativ herbeigeführten Harnableitung
(Weitere Formen: siehe Hintergrundinformation 2)
Vorteile
Erreichbare Ziele
nach einer halbjährigen Rekonvaleszenz und Rehabilitation
VORAUSSETZUNG
für die Schaffung einer orthotopen, kontinenten Harnableitung
weitere Formen der künstlichen Harnableitung
Pouch
= heterotope, kontinente Darmersatzblase
Pouch = engl. für Beutel,
hier: Kunstblase
Aus ca. 20 cm Ilieum wird ein Reservoir für den Urin geschaffen.
Seitlich werden die Ureter eingepflanzt.
Der aborale Anteil wird der Verbindungsgang nach außen und endet in einem Stoma im Unterbauch oder im Bauchnabel.
Aus Blinddarm oder Ileumanteil wird ein Ventilmechanismus gebildet. Über ihn kann der Urin per Katheter selbständig entleert werden.
Ileum-Conduit
= heterotope, inkontinente Harnableitung
Conduit = engl. für Verbindungsleitung
Eine aus kurzer Ileumschlinge gebildete Verbindung von den Uretern zum Stoma in der Bauchdecke und die Haut.
Am Stoma schließt ein Auffangbeutel für den Urin an.
Harnleiter-Darm-Implantation
= Enddarmblase
Eine aus Darmanteilen gebildete Tasche wird mit dem Enddarm verbunden
oder
Die Harnleiter werden direkt in den Enddarm implantiert.
Der Urin wird gemeinsam mit dem Stuhl ausgeschieden.
Voraussetzung für Kontinenz: intakter analer Sphinkter
HINWEIS: Erhöhtes Risiko zur Entwicklung von Darmkrebs .
Fistel
Harnleiter-Haut-Fistel
URETEROKUTANE OSTOMIE
= heterotope, inkontinente, einfache Harnableitung
Verbindung beider Ureter, um mit einer einzigen, direkten Verbindung den Urin nach außen in einen Auffangbeutel zu leiten.
Nierenfistel
Über einen speziellen Katheter wird der Urin direkt aus der Niere nach außen geleitet.
präoperative Physiotherapie
Bereits in den präoperativen Therapieeinheiten können neue, relevante Verhaltensweisen besprochen und eingeübt werden. Wie Untersuchungen zeigen, wirken sich Sicherheit und Zuversicht, die vor einer Operation erworben werden, positiv auf die Wundheilung aus.
Wahrnehmung schulen
Sensibilisieren für die subtilen Signale aus den Strukturen des kleinen Beckens
Ziel
Bewusst machEN
Zusammenspiel von Diaphragma pulmonale und Beckenboden-Schließmuskel-System
Die Atemführung als Unterstützung eines eutonischen Beckenboden-Sphinkter-Training
KENNENLERNEN
erster Übungen für
EINÜBEN
strukturschonender Verhaltensweisen
Ziel
Vermeidung unphysiologischer Druckbelastungen im kleinen Becken
DIE ERSTEN SECHS MONATE POSTOPERATIV
- Übergangsphase -
GEWÖHNUNG AN HARNENTLEERUNGEN zu festen zeiten
Erklärung
Da das eingesetzte Darmgewebe keine Informationen über den Füllungszustand melden kann, ist es notwendig zu Beginn den Urin zu festgelegten Uhrzeiten zu entleeren. Ansonsten besteht die Gefahr einer Überdehnung des Ersatzgewebes mit
oder
Betroffene entwickeln oft ein dumpfes Betroffenen entwickeln oft ein dumpfes Füllungsgefühl im Unterbauch und an den Flanken.
CAVE: Abgrenzung zu Beschwerden, die durch einen Rückstau in die Nieren ausgelöst werden.
Vorgehen
Die zeitlichen Abstände zwischen zwei Miktionen werden zunehmend verlängert:
Die Dehnfähigkeit des Darmgewebes nimmt mit dem zeitlichen Training zu. Die Ersatzblase sollte ein Füllvolumen von 250 bis 400 ml erreichen. Volumina von mehr als 450 ml sind zu vermeiden. (Begründung, siehe linke Spalte)
Besondere ENTLEERUNGSTECHNIKen
werden bereits während des stationären Krankenhausaufenthalts und einer eventuell anschließenden Reha eingeübt.
SITUATION
Die orthotope Ersatzblase kann sich nicht durch eigene Muskelkraft zusammenziehen.
und
Imperativer Entleerungsdrang kann nicht aus der Ersatzblase gemeldet werden, daher gibt es auch keinen Befehl an die Verschlussstrukturen zu öffnen.
Strategie
Erzeugen eines intraabdominellen Drucks, der den Urin aus der Ersatzblase drückt.
ZUGLEICH
Das Öffnen des urethralen Verschlusses muss bewusst herbeigeführt werden:
Vorgehen
Bauchmuskelkontraktion oder Druck mit der Hand auf den Unterbauch
ZUGLEICH
Entspannung der Beckenboden- und Sphinktermuskulatur
Hilfreich: Entleeren im Sitzen, entspannte Mundpartie
Der Entleerungsvorgang einer Ersatzblase dauert länger als der einer physiologischen Blase.
KONTINENZ-Wiedererlangen
Drei wesentliche Voraussetzungen für die Kontinenz stehen den Patient*innen in der ersten postoperativen Zeit noch nicht zur Verfügung:
adäquates füllvolumen
Die orthotope Ersatzblase hat anfangs noch ein ziemlich geringes Füllvolumen von ca.
100 bis 150 ml.
Korrekte
INTERPRETation
Informationen über der Füllungszustand der orthotopen Ersatzblase kommen von jetzt an aus dem umliegenden Gewebe (z.B.: Spannungs- oder Druckgefühl), denen bisher andere Interpretationen zugeschrieben wurden.
SPhinkter-
kompetenz
Der externe urethraler Sphinkter und die quergestreifte Beckenboden-Muskulatur müssen den Verschluss der Urethra ohne der Unterstützung des Sphinkter vesicae (interner urethraler Sphinkter) bewältigen. Ausdauer, Schnellkraft und adäquate intramuskuläre Koordination für diese Aufgabe fehlen noch, können aber trainiert werden.
PROGNOSE
FÜR DAS ERREICHEN
DER KONTINENZ
Gelegentlich können spontane Inkontinenzereignisse auftreten
und eine
vorläufige Vorlagen-Versorgung notwendig machen.
HINTERGRUNDINFORMATION 3
dauerhaft nächtliche Inkontinenz
uRSAchEN
ABHILFe
Erhöhter Flüssigkeitsbedarf
ERKLÄRUNG
Die Funktion des verwendeten Dünndarmabschnitts war und ist, Flüssigkeit an seinen Inhalt abzugeben.
DAHER
ist die tägliche Urinmenge in der Ersatzblase entsprechend erhöht.
DAHER
muss dieser zusätzliche Flüssigkeitsbedarf über Getränke und Nahrung aufgenommen werden, um eine Dehydrierung zu verhindern,
CAVE: ältere Personen mit vermindertem Durstgefühl
DAHER
wird Erwachsenen mit Darmersatzblase empfohlen täglich 2 – 3 Liter Flüssigkeit aufzunehmen. Alles, was Flüssigkeit enthält, wird miteinberechnet: Getränke, Suppen, wasserreiches Obst und Gemüse.
DAHER
darf die Trinkmenge abends NICHT reduziert werden, mit der Absicht den Urinverlust während der Nacht zu vermeiden. Gefährliche Flüssigkeitsverluste können die Folge sein.
POSTOPERATIVE PHYSIOTHERAPIE
ZIELE
MAßNAHMEN
Kompetenz und Wissen
Kontinente Verhaltensweisen im Arbeits-, Freizeit- und Bewegungsalltag
Struktur schonendes Alltagsverhalten erklären und einüben:
Spinkter-Kompetenz
Sphinktertraining
Normale Trophik
Eutonus
Schmerzreduktion
Wahrnehmungsfähigkeit
unter Einsatz von
Erwerb eines Ersatzgefühls für Blasenfüllung
Systemische Kooperation Diaphragma pulmonale und Diaphragma pelvis
Reaktives, dynamisches, funktionelles und systemisches Fördern der 5 motorischen Fähigkeiten in der Sphinkter-Beckenboden-Einheit
Therapeutische Übungen
Kontinenz tagsüber
Bestmögliche Kontinenz nachts
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Verhaltenstraining unter Verwendung des Trink-Miktions-Protokolls zur Verifizierung von:
HINTERGRUNDINFORMATION 4
Besonderheiten einer orthotopen darmersatzblase
Zusatzbelastungen, mit denen die Patient*innen sich auseinandersetzen müssen
Harnstauung in die Nieren
Symptome:
Schmerzen in den Flanken
Ursache:
Ernsthafte Folge:
Restharn und Harnverhalt
Symptome:
Schwierigkeit einer vollständigen Entleerung bis hin zum Harnverhalt
Ursachen:
Mögliche Folgen:
Schleimbildung
Symptome
Ursache:
Darmschleimhaut behält die Fähigkeit zur Schleimproduktion bei.
Folgen gesteigerter Schleimproduktion:
Veränderung im Säure-Basen-Haushalt
Symptome:
Abgeschlagenheit und Müdigkeit
Ursache:
Darmmukosa resorbiert Wasser und Elektrolyte, die von den Nieren ausgefiltert wurden.
Das Ausmaß der Rückreseorption ist abhängig von der Kontaktzeit des Urins mit der Darmmukosa und von der Elektrolytkonzentration im Urin.
In der Regel findest dies nur in geringem Maßes tatt und kann vom System ausgeglichen werden.
Cave bei Restharnbildung
-> höhere Konzentration im Urin und
-> längere Kontaktzeit mit Darmmukosa
Folgen:
Medikamenten-toxizität:
Ursache:
Medikamente, die vom Magen-Darm-Trakt absorbiert und unverändert über die Nieren ausgeschieden werden, können über das Darmgewebe wieder aufgenommen und dem Blutkreislauf zugeführt werden.
Folge:
Toxisch erhöhte Blutwerte
erhöhtes Risiko für Harnwegs-infekTE
Ursache
Folge:
Erhöhte bakterielle Besiedlung im Urintrakt
Das Tanzberger-Konzept e.V.