KontinenzPflege

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SPIELEIFERNÄSSEN

- Was ist das? -

Spieleifernässen ist genau das, was der Name sagt.

 

Kinder haben die wunderbare Gabe im Hier und Jetzt zu leben, weshalb ein faszinierendes Spiel so viel mehr ihre Aufmerksamkeit bindet als ein Signal aus der Harnblase. 

Das eifrig ins Spiel vertiefte Kind  übergeht den auftretenden Harndrang,  blendet ihn durch weiteres Spielen aus und zögert so die Blasenentleerung immer weiter hinaus. Das maximale Fassungsvermögen der kindlichen Harnblase wird erreicht, ohne vom ins Spiel vertieften Kind bewusst bemerkt zu werden. 

Zum Einnässen kommt es, weil die Kapazität der kindlichen Harnblase noch nicht ausreicht über das vorerst vorhandene Maß hinaus zusätzlich zu speichern. Die kindliche Blase entleert sich zum Schutz ihrer Strukturen deshalb autonom.


Kinder, die auf dem Weg zur Ausscheidungsautonomie sind, bzw. diese sogar bereits erreicht haben, passiert dies trotzdem immer mal wieder. Fast jedes Kind erlebt es mindestens ein Mal während des Kindergarten- und/ oder Grundschulalters.

Wir können den Kindern helfen solche Episoden zu vermeiden,


indem wir sie bei den typischen Anzeichen von Harndrang wie z. B.: Tippeln auf den Fußballen, unruhiges Herumrutschen auf dem Sitz, Beine überkreuzen oder Fersensitz,  ansprechen und ihnen vermitteln, dass das Spiel auch nach dem Toilettengang spannend weitergehen wird, dass sie nichts versäumen und dass sie gerne das Spielzeug zur Toilette mitnehmen dürfen. 

Sobald das Kind erkennt, dass eine kurze Unterbrechung zum Wasserlassen weniger Zeit als das lästige Waschen und Kleiderwechseln verbraucht,  wird es mit der Zeit sich lieber von alleine melden oder irgendwann selbständig rechtzeitig auch schon zur Toilette gehen.


Wichtig ist, wegen des Einnässens keinen Druck aufzubauen und nicht zu schimpfen. Ein Kind, das aufgrund eines selbstvergessenen Spiels ab und an einnässt, tut dies weder aus Faulheit, noch etwa um große Wäscheberge zu produzieren oder uns zu ärgern. 



Spieleifernässe ist ein harmloses Ereignis, das erfahrungsgemäß in einer kurzen Zeitspanne des Übergangs zur perfekten Ausscheidungsautonomie auftreten kann. 


Spieleifernässen hat PHYSIOLOGISCHE Ursachen und ist NICHT behandlungsbedürftig!



AUSSCHEIDUNGSAUTONOMIE

- Die Entwicklung der Blasenkontrolle -

Ausscheidungsautonomie, was ist das?

Der Begriff der "Ausscheidungsautonomie“ ersetzt seit Kurzem in Fachkreisen den der „Sauberkeitserziehung“, welcher den irreführenden Gedanken, dass ein Kind zur Sauberkeit erzogen werden müsste, impliziert.

Der Erwerb der Blasen- und Darmkontrolle folgt vielmehr dem kindlichen Reifungsprozessen in individuellen Schritten.

Wie wird ein Kind ausscheidungsautonom?

Der Vorgang ist maßgeblich von der Reifung des Zentralen Nervensystems abhängig. Dieser läuft in mehreren, ineinander übergehenden Phasen ab. Diese Phasen können weder in ihrer Reihenfolge, noch in ihrem zeitlichen Ablauf von außen beeinflusst werden.


Phasen der Kontinenzentwicklung

Die Übergänge sind fließend und die Zeitangaben nur ungefähr:


  • Blase und Darm eines Säuglings entleeren sich automatisch über einen Reflex, sobald das Speicherorgan eine gewisse Dehnung erfährt. Die Blase tut dies nahezu stündlich, der Darm 1 -2 x pro Tag. Mit zunehmendem Wachstum wird das Speichervermögen größer und die Entleerungen seltener.


  • Zwischen dem achtzehnten und vierundzwanzigstem Lebensmonat spricht man von einer sogenannten unreifen Blase / einem unreifen Darm. Sie senden bereits eindeutige Signale über ihren Füllungszustand. Das Nervensystem kann diese aber noch nicht entsprechend verarbeiten, sodass eine Entleerung meist nicht lange genug aufgeschoben werden kann.


  • Um das vierte Lebensjahr ist das Zentrale Nervensystem soweit entwickelt, dass die wahrgenommenen Signale vom Kind richtig interpretiert werden können und der Harn- und Stuhldrang hinausgezögert werden kann, bis eine Toilette erreicht wird.

Wichtig zu wissen, dass...

... Internationale Studien, sowie die erste und zweite Züricher Longutudinalstudien (einzige Langzeitstudie zu diesem Thema, durchgeführt von Prof. Dr. R. H. Largo) belegen, dass vorgezogene Maßnahmen, wie "Töpfchen-Training" oder "Auf-die-Toilette-schicken" die Entwicklung nicht beschleunigen.


... die Kontrolle über die Ausscheidungsvorgänge des Darms früher erlangt wird, als die der Blase.


... Mädchen im Durchschnitt schneller in der Entwicklung der Ausschscheidungsautonomie sind, als Jungen.


... 15% der Kinder im Alter von fünf Jahren nachts noch einnässen


... Spieleifernässen kein echtes Einnässen ist, sondern lediglich ein Zeichen dafür, dass das Kind in sein Spielen so vertieft war, sodass es den Harndrang nicht bemerkt hatte.

Wie kann ich mein Kind auf dem

Weg zur AUSSCHEIDUNGSAUTONOMIE begleiten?

Geduld haben

Sobald das Kind in seiner Entwicklung bereit dafür ist, wird es Neugierde für eine neu zu erlernende Fähigkeit zeigen. Daher ist es wichtig abzuwarten, bis sich das Kind für Toilettengänge interessiert.

Bevor das Kind nicht von selbst die Initiative ergreift, basieren alle von außen kommende Bemühungen zum Kontinenzerwerb auf Konditionierung und enge Überwachung seitens der Erziehenden.

Kinder brauchen Vorbilder

Kinder lernen u.a. durch Nachahmen. Ihr liebstes Vorbild sind Eltern und ältere Geschwister.

Daher sollten ein Kind den Gang zur Toilette begleiten dürfen, wenn es darum bittet. So kann es seine Neugierde stillen, die verschiedenen Handlungsabläufe durch Zuschauen lernen und evtl.nachfragen.

"Ich hab`Pipi / Kacka gemacht"

Vor der Kontrolle von Harn- und Stuhlausscheidung steht die Wahrnehmung dieser Vorgänge. Daher ist es ein großer Schritt in der Entwicklung, wenn das Kind meldet, dass "Pipi" oder "Kaka" in der Windel ist und es verdient dafür ausdrückliches Lob. Es ist nun in der Lage die Blasen- / Darmentleerung wahrzunehmen und richtig zu benennen

Elastische Kleidung

Da eine noch unreife Blase dem Kind zumeist nur wenig Zeit gibt die Toilette aufzusuchen, helfen dehnbare Kleidungsstücke und z.B. Hosen mit Gummizug am Bund, welche rasch heruntergezogen werden können.

Auch zum selbständigen Wiederanziehen sind elastische Stoffe für das Kind einfacher zu händeln. Der Popo, der beim Hochziehen der Hosen oft im Weg steht, kann leichter überwunden werden.

Nette Toilette

  • Ein Töpfchen sollte so bereitstehen, dass es vom Kind schnell erreicht werden kann.


  • Möchte das Kind -wie die Großen- lieber die Toilette benutzen, so ist eine Sitzverkleinerung für die Klobrille eine wichtige Hilfe. Der Kinderpo ist noch zu schmal für die große Aussparung im Brillenring, und das Kind fürchtet ins Klo zu plumpsen. Eine Sitzverkleinerung gibt dem Kind Sicherheit und es kann entspannt auf der Toilette sitzen.


  • Zum entspannten Sitzen ist es zudem notwendig, dass die Beinchen nicht herunterbaumeln und versuchen müssen Halt zu finden. Ein kleiner Schemel hilft zum einen auf die Toilette hochzukommen und bietet zum anderen den Füßen eine Unterstützungsfläche beim Sitz auf dem Klo.

KONTINENZ PFLEGE


Der Leitfaden für Eltern und Erzieher

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